„In einer globalen Welt ist Unabhängigkeit eine gefährliche Sache“. Mit dieser Aussage im kürzlich erschienenen Trending Topics Interview plädiert DIO Präsident Günther Tschabuschnig hinsichtlich der digitalen Infrastruktur und Industrie für mehr Zusammenarbeit zwischen den Ländern. Tschabuschnig erklärt außerdem, wo Europa in Sachen Cloud Vorteile haben könnte, warum es okay ist, dass Österreich mit der Ö-Cloud gewissermaßen ein eigenes Süppchen kocht und warum Daten nicht an der Grenze halt machen. Er spricht über GAIA-X, das EU-Projekt TRUSTS und was es braucht, um einen sicheren und vertrauenswürdigen europäischen Datenmarkt zu schaffen.

Auszug:

Trending Topics: Die EU-Staaten haben sich darauf verständigt, 10 Milliarden Euro für eine europäische Industrie-Cloud zur Verfügung zu stellen. Einfach gefragt: Reicht das, um den Abstand auf die USA und China zu verringern?

Günther Tschabuschnig: Unsere Strategie muss eine andere sein und das ist gut so. Amerikanische Hyperscaler geben am Tag für Infrastruktur so viel aus, wie wir im Zeitraum eines ganzen Jahres zur Verfügung haben. Daher ist ein föderierter Ansatz die einzig sinnvolle Möglichkeit, aufzuschließen. Nur wenn wir gemeinsam eine Initiative starten und umsetzen, haben wir die Möglichkeit aufzuschließen, denn wir haben einen strategischen Vorteil – Datensouveränität ist in Europa bereits sehr ausgeführt und in der Community angekommen. Dieser Fakt ist ein Gamechanger im Bereich der Transformation von Data Sharing zu Data Connecting.

Ende des Jahres 2020 wurde GAIA-X in Betrieb genommen. Wie lange wird es dauern, bis Europa unabhängig von US- oder chinesischer IT-Infrastruktur ist?

In einer globalen Welt ist Unabhängigkeit eine gefährliche Sache. Der Schlüssel ist und bleibt Zusammenarbeit. Die Frage, die sich stellt, ist, wer die Spielregeln aufstellt. Wenn sich GAIA-X als Vorbild, Regulator und Vorreiter etabliert, schaffen wir den Lead im Cloud-Markt.

„Der Weg in die digitale Unabhängigkeit“ ist dennoch das erklärte Ziel von GAIA-X. Was braucht es abseits der genannten Initiativen dafür noch?

Daten sind nur Bits und Bytes. Erst durch Domänenkontext werden aus diesen Daten Informationen und aus der Verbindung von Informationen wird Wissen. Digitale Daten-Ökosysteme sind also einer der Pfeiler, die für die Entwicklung dieser digitalen Transformation absolut notwendig sind. Initiativen wie DIO, die hier die Community für Domänen aufbauen und an Datenkreise, Datenräume und Datenökosysteme heranführen, sind essentielle Player und ein zweiter großer Pfeiler. Das Dach bilden dann internationale Initiativen, wie das eben genannte GAIA-X, BDVA oder IDSA.

Dahingehend zu nennen ist auch „TRUSTS“, ein EU-gefördertes Projekt für einen „vertrauenswürdigen Datenmarkt“. Was hat es damit auf sich?

TRUSTS – Trusted Secure Data Sharing Space – ist eine sogenannte Research & Innovation-Action im Rahmen von Horizon 2020. Dieses Projekt knüpft an die Ideale der Leitinitiative Gaia-X an, hat aber einen etwas anderen Fokus. Bei TRUSTS geht es darum, einen sicheren und vertrauenswürdigen Datenmarkt bzw. einen „Platform Federator“ für bestehende und zukünftige Datenmärkte zu entwickeln. Mit zunehmender Anzahl von Initiativen kann das Vertrauen in das Konzept der Datenmärkte insgesamt sinken, wenn unterschiedliche technische Standards, Qualitätsniveaus und rechtliche Aspekte unkontrolliert auseinanderdriften dürfen. Einem solchen negativen Effekt will TRUSTS vorbeugen. Dieser pan-europäische Datenmarkt und Datenmarkt-Federator wird auf industrielle und persönliche Nutzung ausgerichtet, verbindet verschiedene Benutzer*innengruppen miteinander und generiert Funktionalitäten für innovative Anwendungen und Dienste.

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Das vollständige Interview lesen Sie bei Trending Topics.