Wussten Sie, dass die Einwohner*innenschaft einer ganzen Stadt in der Größe von Kapfenberg jedes Jahr an Verkehrsunfällen stirbt? Um das Ziel zu erreichen, die tödlichen Unfälle zu vermindern, haben wir aus der Arbeitsgruppe Mobilität eine interaktive Workshop-Reihe gestartet. Am 30. April 2021 fand der erste Workshop mit dem Schwerpunkt Verkehrssicherheit und Unfallvermeidung statt.
Die Begrüßung aller Teilnehmenden erfolgte durch Friedrich Seyr, DIO-Vorstandsmitglied (Hauptverantwortlicher, Arbeitsgruppe Mobilität) und Managing Director (SpotOn Statistics GmbH). Er startete mit den einleitenden Worten:
„Wenn man Daten bestmöglich nutzt, kann man dadurch diverse Vorteile für den Verkehr nutzen: Stauvorhersage, Optimierung von Lieferstrecken oder den Verkehrsfluss. Das zeigt, dass alleinstehende Daten nur eine limitierte Nutzbarkeit haben. Das Kredo lautet also Sharing is Caring.“
Unfallvermeidung
Dr. Karl Hendling, Chief Data Officer bei dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) und Leiter der DIO Arbeitsgruppe Mobilität, gab spannende Einblicke zum Thema Unfallvermeidung. Er sprach unter anderem darüber, wie die Bevölkerung in ihren Lebensbereichen geschützt werden können, welche Präventionsmaßnahmen Wirkung zeigen und wie sich Corona in der Unfallbilanz auswirkt. Er betonte außerdem das Potenzial eines effektiven Datenaustausches. Beim KFV werden daraus fünf Interventionsschwerpunkte für die nächsten Jahre abgeleitet. So kann beispielsweise in Form von sicherheitsfördernden Fahrassistenzsystemen oder der digitalen Vernetzung von Fahrzeugen/ Infrastruktur und zunehmenden Automatisierung des Mobilitätsmanagements der Straßenverkehr sicherer gestaltet werden.
Verbesserte Verkehrssicherheit durch Mobilitätsdatenkreise
Dr. Bernhard Peischl, Innovationsmanager der AVL List GmbH und DIO Mitglied schloss mit seiner Keynote zum Thema Verbesserte Verkehrssicherheit durch Mobilitätsdatenkreise an seinen Vorredner an. Fokus seines Inputs waren aktive Sicherheitssysteme. Zum einen wie aktive Sicherheitssysteme optimiert werden können – insbesondere im Anbetracht der gegebenen Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur (V2I), zum anderen welche Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Implementierung notwendig sind.
© AVL List GmbH
„Aktive Sicherheitssysteme“, so Peischl, „haben das Potential den Unfallursachen stark entgegenzuwirken. (…) Emergency Electric Brake Warning, zum Beispiel, wäre eine Funktion, welche eine Warnung abgibt, wenn plötzlich ein Fahrzeug abbremst. Nicht nur bei einem Fahrzeug, welches unmittelbar, sondern auch bei Fahrzeugen, die mittelbar vor Ihnen abbremsen.“
Anhand weiterer Beispiele betonte Peischl, inwiefern Daten-Ökosysteme und Data-Sharing eine elementare Rolle in der Unfallvermeidung einnehmen, vor allem, wenn es darum geht, das Fahrverhalten bzw. das Risiko der Fahrverhältnisse zu bemessen und zu bewerten. Denn moderne Sicherheitssysteme erfordern Konnektivität und nahtlosen Zugriff auf Daten, um bestmögliche Ergebnisse zu liefern. Dafür brauche es allerdings eine Aggregation der Daten auf einer übergeordneten Ökosystem-Ebene, schließt Peischl – hier müsse überlegt werden wo eine Standardisierung notwendig und wo ein Wettbewerb möglich ist. Schlüssel dabei sei der sichere Datenaustausch und die Bewertung der Daten hinsichtlich des Datenwerts.
Es braucht vor allem Standards
An der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom DIO – Data Steward, Dipl. Ing. Axel Quitt, beteiligten sich DI Alexander Nowotny (BMK, Abteilung Verkehrssicherheit und Verkehrssicherheitsmanagement und Infrastruktur), DIin Silvia Russegger, MA. (Joanneum Research), Friedrich Seyr, Dr. Bernhard Peischl und Dr. Karl Hendling.
Die Diskutant*innen waren sich weitgehend einig: der Fokus, um die Verkehrssicherheit weiter voranzubringen, muss vor allem auf der Standardisierung liegen. Es braucht gleiche Indikatoren um auch auf einer europäischen Ebene eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Auch wichtig sei es, sich bei Daten nicht zu beschränken, sondern auch Daten, die sich nur indirekt mit dem Verkehrsverhalten beschäftigen zu betrachten und diese dann auch richtig zu nutzen. Ein zweites Thema, bei dem weitgehende Einigkeit herrschte, waren die ungeschützten Verkehrsteilnehmer*innen. Hier haben vor allem Assistenzsysteme die Möglichkeit, sich positiv auf die Verkehrssicherheit auszuwirken. Es brauche – so Dr. Bernhard Peischl – einen „Dreiklang“ an Entwicklungen. Auf der technologischen Ebene müsse ebenso an einer Standardisierung gearbeitet werden, wie auf der Ebene der Value Proposition von Daten sowie auf der rechtlichen Ebene.
Was muss nun geschehen, damit eine Anpassung von Strafmaßnahmen nicht die einzige Option bleibt, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen? Einerseits sollen Datenkreise etabliert werden und zwar nicht auf einer theoretischen, sondern einer praktischen Ebene. Es gelte verstärkt zu überlegen, welche Anreize für einen Datenaustausch geschaffen werden können und die Entwicklung digitaler Businessmodelle voranzutreiben. Des Weiteren müsse die Datengrundlage ein gewisses Niveau erfüllen. Längst sind Daten noch nicht flächendeckend in brauchbarer Form verfügbar.
Über den nächsten Workshop werden wir Sie fristgerecht informieren. Alle anstehenden Events finden Sie auf unserer Eventseite oder in unserem Newsletter.